Ankommen in Tübingen

manu

21. Juli 2022

Am 05. Juli habe ich Angela Baer, Ruben Malina und Matthias Schuh vom Unterstützer*innen-Kreis Europastraße in der Anschlussunterbringung für Geflüchtete getroffen. Neben den Ehrenamtlichen beteiligten sich auch einige geflüchtete Menschen am Gespräch.

Dieser Besuch hat mir die Augen geöffnet. Die Anwesenden berichteten unter anderem von Diskriminierung bei der Jobsuche. Viele Arbeitgeber*innen bringen schwerwiegende Vorurteile mit der Unterbringung in der Europastraße in Verbindung und möchten Menschen, die dort wohnen, nicht beschäftigen. Außerdem berichteten die Vertreter*innen des Unterstützer*innen-Kreis, dass sie in den ersten Monaten nach Ankunft der Geflüchteten vom Oberbürgermeister aufgefordert wurden, Bewohner*innen die freiwillige Rückkehr in ihre Heimatländer zu empfehlen.

Zentralen Forderungen, die ich aus unserem Gespräch mitgenommen habe: Der Ruf der Europastraße soll verbessert werden. Es soll mehr Geld in die Sozialarbeit vor Ort fließen. Das große Engagement der Sozialarbeiter*innen hat daazu geführt, dass heute die Mehrheit der Bewohner*innen einen Arbeits- oder Ausbildungsplätze gefunden hat. Das erfolgreiche Projekt ist ein gutes Beispiel für gelungene Integration.

Den Forderungen der Ehrenamtlichen werde ich als Tübingens Oberbürgermeisterin nachkommen. Mit mir werden Respekt und Offenheit ins Rathaus einziehen. Ich werde mich dafür stark machen, dass die Diskussionskultur in unserer Stadt das tolerante und gastfreundliche Tübingen nach außen trägt. Als Oberbürgermeisterin verstehe ich mich als Botschafterin dieser international ausgerichteten und regional verankerten Werthaltung.

Tübingen hat sich bereits dem Bündnis „Sichere Häfen” angeschlossen. Ich möchte dieser Erklärung konkrete Taten folgen lassen. Denn für mich ist klar: Jede*r Schutzsuchende hat ein Recht auf Unterstützung und jede*r soll einen Platz in unserer Gesellschaft erhalten! Deshalb werde ich mich auch gezielt für die Aufnahme und Integration geflüchteter Menschen einsetzen und Menschen von nah und fern willkommen heißen.

Ein gutes Ankommen in Tübingen zu ermöglichen ist mir dabei ein zentrales Anliegen. Dazu gehört der Ausbau der Ausländer*innenbehörde zu einem Willkommenszentrum, das alle Bürger*innen-Dienste bündelt, die ein gutes und schnelles Ankommen in Tübingen fördern. Wertschätzende Kommunikation, Transparenz und Besucher*innenfreundlichkeit sind Aspekte, die ich stärker in den Fokus rücken werde. Dafür bedarf es ausreichend Sprachkurse, Personal – insbesondere in der Sozialarbeit – digitale Prozesse und die Förderung von interkulturellen Kompetenzen der Mitarbeitenden.

Eine wichtige Anlaufstelle für Menschen mit Fluchterfahrung sind die vielen Vereine, Initiativen und ehrenamtlichen Helfer*innenkreise in Tübingen. Besonders hervorzuheben ist das Tübinger Asylzentrum, das sich seit über 30 Jahren für die Würde und die Rechte von Geflüchteten einsetzt, sowie der Verein Move On. Diese Arbeit verdient große Wertschätzung durch die Stadtgesellschaft, sie ist unverzichtbar und muss entsprechend gefördert und auch finanziell unterstützt werden.

Ich will auf die spezielle Lebenssituation von Zugewanderten hinweisen, Empathie zeigen und Gastfreundschaft fördern.


Auf die Perspektive kommt es an! - Die Teilorte Tübingens

manu

14. Juli 2022

Tübingen. Das ist nicht nur das malerische Postkartenmotiv am Neckar oder die Uni-Gebäude rund um die Wilhelmstraße. Nein, Tübingen sind auch das Schloss in Bebenhausen, der glasklare Bühlertalbach in Bühl, das idyllisch gelegene Hagelloch, das Keltermuseum in Unterjesingen, der Dorfladen in Pfrondorf, die historischen Scheunen in Weilheim, die schöne Martinskirche in Kilchberg oder der artenreiche Spitzberg in Hirschau. All diese Teilorte mit ihren Charakteristika werden von wunderbaren engagierten Bürger*innen geprägt und getragen.

Als früher eigenständige Ortschaften mit eigener Organisation und einer sehr aktiven Vereins- und Genossenschaftslandschaft ist in den Teilorten schon vieles an Vorstellungen, Ideen und Potenzial da, um gute Konzepte und Lösungen für das gesamte Gebiet Tübingen zu finden und die Projekte umzusetzen, bei denen es momentan noch etwas “Stau” in der Kommunikation gibt.

Als Ortsvorsteherin von Weilheim ist mir das Einnehmen der Teilortperspektive ein sehr vertrautes Anliegen. Nach intensiven Gesprächen mit den Bewohner*innen vor Ort, habe ich einige Eindrücke und Anliegen mitgenommen: Trotz kommunaler Zugehörigkeit der Teilorte zu Tübingen, fühlen sich einige Bürger*innen bei Stadtplanungsmaßnahmen nicht immer gehört und gesehen.

Obwohl es sich dabei um subjektive Wahrnehmungen der Betroffenen handelt, gilt es, die Sorgen ernst zu nehmen und Brücken zwischen Verwaltung und Ortsbewohner*innen zu bauen, miteinander zu reden und die Sichtweisen zusammenzubringen, damit die Zusammenarbeit in Zukunft enger und besser wird. Denn: Wo vor Ort Unterstützung gebraucht wird, können am besten auch die Menschen vor Ort erzählen.

Dabei geht es um die Förderung und Erhaltung lebendiger Dorfmitten, die Gewährleistung von komfortablen Pflege- und Ärzt*innenangeboten, die Unterstützung stadtteilorientierter Beratungsmöglichkeiten, die nachhaltige Gestaltung von Neubaugebieten, die Transformation zur Klimaneutralität und um die Bereitstellung guter ÖPNV-Anbindungen an die Kernstadt und die anderen Ortsteile.

Als Oberbürgermeisterin von Tübingen möchte ich mich für eine aktivere Zusammenarbeit einsetzen, den Dialog moderieren und die Kompetenzen bündeln. Lasst uns alle gemeinsam an einem Strang ziehen, um etwas Großes für alle Tübingerinnen und Tübinger zu erreichen!