Notstand mit Ansage – Kinderbetreuung in Tübingen
Im Rahmen ihres Wahlkampfs lud die Grüne OB Kandidatin Dr. Ulrike Baumgärtner Interessierte zu einer Stocherkahnfahrt ein. Trotz regnerischem Wetter war der Kahn gut besetzt. Der Hersteller der Tübinger Stocherkähne und Zimmerer Rudi Raidt manövrierte den Kahn gekonnt auf dem Neckar.
Eines der Schwerpunktthemen war die Tübinger Kinderbetreuung. Maria Tiede, Vorsitzende des Gesamtelternbeirats, und Simone Himmel, Leitung Kita Fichtenweg, berichteten. Seit Jahren weist der Gesamtelternbeirat und die freien Träger die Stadtverwaltung darauf hin, dass Tübingen auf einen Betreuungsnotstand zuläuft. Nun ist es soweit. Personalengpässe und Krankheitsstände führen dazu, dass Einrichtungen ihre Betreuungszeiten kürzen müssen. Das hat erhebliche Folgen. Eltern sind gezwungen ihren Arbeitsumfang zu reduzieren, um die Kinderbetreuung zu übernehmen oder müssen unter Umständen sogar ihre Elternzeit verlängern.
„Bei weiteren Belastungen“, so Frau Himmel, „besteht die Gefahr, dass sich Fachkräfte aus dem Beruf zurückziehen.“ Die Entlastung des Personals ist eine der zentralen Forderungen, um den Beruf der Erzieherin/ des Erziehers wieder attraktiv zu machen. Die Überlegung, den Fachkräfteschlüssel noch weiter zu reduzieren, ist der falsche Ansatz. Derzeit betreut eine Fachkraft rechnerisch bereits 7,5 beziehungsweise 8 Kinder, sofern sie älter als drei Jahre sind (Ü3-Betreuung). Und auch eine „Ausbildungsoffensive“ lässt sich nicht so einfach umsetzen. Da braucht es die Kapazitäten an den beruflichen Schulen und in den Einrichtungen, um die Ausbildung und Anleitung in den Gruppen durchzuführen. Konkrete kurzfristige Maßnahmen umfassen die Rücknahme der Kürzungen der Verfügungszeiten oder die Einstellung von Hauswirtschaftskräften zur Entlastung bei Küchendiensten.
Baumgärtners Vorschlag, stärker auf Schichtmodelle wie in der Einrichtung des Universitätsklinikums (UKT) zu setzen, kam vor allem bei der Elternvertreterin Tiede gut an. Künstler*innen und andere freiberuflich Tätige hätten häufig sehr untypische Arbeitszeiten. Wenn es eine Einrichtung in Tübingen mit einem Profil gäbe, die diesen Bedürfnissen gerecht würde, wäre das eine große Hilfe. Für Himmel müsste dann aber gegeben sein, dass das Personal weiterhin in Teilzeit arbeiten könne. Die Rückmeldung der Personalvertretung des UKT war, dass gerade das Arbeiten in Schichtmodellen für ihre Erzieher*innen attraktiv sei.
Ein weiterer Vorschlag von Baumgärtner kam vorbehaltlos gut an: die Räume der Kinderhäuser sollten Eltern und ggf. Tageseltern, die kurzfristig einspringen könnten, zur Verfügung stehen. Um die Betreuungszeiten aufrechtzuerhalten, sind Eltern in der Regel bereit, einzelne Tage zu übernehmen, wenn ansonsten die Wochenbetreuung abgedeckt ist. Und manche finden unter Umständen sogar Gefallen an der Tätigkeit und streben einen Quereinstieg an. Wie so häufig ist hier die kurzfristige Kommunikation das Problem. Die Einführung einer lange geforderten Kita-App, die ein schnelles Weiterleiten zentraler Informationen ermöglicht, wäre ein wichtiger Schritt.
Vertreter/innen aus städtischen Einrichtungen war die Teilnahme an der Stocherkahnfahrt aus Neutralitätsgründen leider untersagt. Um ein Maßnahmenpaket für die gesamte Stadt zu schnüren, müssen natürlich alle Einrichtungsformen eingebunden werden.
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